Umbau des Hotels Drei Könige - Fundamente des Salzturms

Medienmitteilung vom 7. Dezember 2004

Bei den Unterkellerungsarbeiten kamen anfangs November historische Mauerzüge zum Vorschein. Die Archäologische Bodenforschung wurde von der Bauleitung darüber umgehend orientiert. Zur Zeit werden die Fundamente des Salzturms freigelegt und dokumentiert. Der Salzturm ist ein mittelalterlicher Wehrturm aus der Zeit um 1200 n.Chr. Es handelt sich um den wichtigsten und grössten der insgesamt fünf bekannten innerstädtischen Wehrtürme.

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Birsigmündung, Salzturm und Wirtshaus zur Blume / Drei Könige. Ausschnitt aus dem Vogelschauplan mit Blick von Norden, Kupferstich von Matthaeus Merian d.Ae. (1615/17).

Die Archäologische Bodenforschung wurde zugezogen, als bei den Arbeiten im Keller des Hauptbaus Reste der 1842 abgebrochenen Vorgängerbauten des jetzigen Hotels zum Vorschein kamen. Das erste Wirtshaus hier hiess «Wirtshaus zur Blume» (erste Nennung 1245; daher der Name der Gasse: Blumenrain). Die entdeckten Mauerzüge dürften ins späte Mittelalter gehören (15./16. Jahrhundert?). Auffällig waren mehrere grosse Sandsteinquader im Bauschutt (etwa so gross wie Grabsteine) – meist ein Hinweis auf besondere Bauten, in unserem Falle auf den Salzturm.

Von grosser Bedeutung sind die Fundamente des Salzturms, eines städtischen Wehrturms unter der Liegenschaft Blumenrain 2. Die gegen die «Drei Könige» gerichtete Westseite besteht aus grossen, roten Sandsteinquadern mit buckliger Vorderseite, sog. Bossenquadern. Die Quader sind zwischen 31–35 cm hoch, 40–156 cm lang und zwischen 100 und 500 kg schwer. Sichtbar ist über 8,7 m Länge die Aussenseite des gegen 1,5 m dicken, ca. 10 m im Quadrat messenden Fundamentes. Es ist wahrscheinlich gegen 2,5 m hoch erhalten.

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Die Baugrube; Blick vom Blumenrain gegen den Rhein. Die Fundamente sind rechts neben dem hölzernen Boden sichtbar.

Bedeutung: Es handelt sich um die Reste des grössten und wichtigsten innerstädtischen Wehrturms. Archäologisch bekannt waren bisher zwei, in der gleichen Art erbaute, jedoch kleinere Türme (Stadthausgasse 10, Schneidergasse 12). Zwei weitere Türme sind aufgrund historischer Hinweise anzunehmen (Fischmarkt 3, Freie Strasse 2). Der Salzturm ist der einzige, dessen Name überliefert ist und der das Mittelalter überdauert hat. Nur von diesem Turm gibt es deshalb zeitgenössische Abbildungen.
Baudatum, Name, Funktion: Der Salzturm schützte die Schifflände (zentraler Handels- und Umschlagplatz). Er ist wohl älter als das 1225 gleichzeitig mit der Rheinbrücke erbaute, ähnlich aussehende Rheintor in der Nähe. Ein Baudatum ist nicht überliefert. Die Verwendung von Bossenquadern beginnt in der Zeit nach 1150. Wir nehmen darum in Analogie zu den bisher bekannten Wehrtürmen ein Baudatum um 1200 an. – Der Turm wurde erst 1829 zugunsten des Lagerhauses bzw. der Gewerbehalle niedergelegt (diese wurde 1902 ersetzt durch das heutige Gebäude Blumenrain 2). Der Name «Salzturm» geht auf den damals in diesem Quartier ausgeübten Salzhandel zurück. Salz war früher kostbar und wichtig. Im Turm wurden zeitweise die Ratsarchivalien und später Schiesspulver gelagert.
Weiteres Vorgehen: Das Turmfundament wird im Verlauf des maschinellen Aushubes freigelegt und von der Archäologischen Bodenforschung dokumentiert. Wünschenswert wäre die Erhaltung der Fundamente (z.B. bei Vorbauten Schutz durch Abdeckung mit einem Flies). Das weitere Vorgehen wird mit Bauherrschaft und Bauleitung abgesprochen.

Weitere Auskünfte für Medien: Christoph Philipp Matt (Ressortleiter Bereich Innerstadt)
Archäologische Bodenforschung
Tel. 061 267 23 62
e-mail: christoph.matt@bs.ch

Literaturhinweise:

  • Hotel Drei Könige: Gustaf Adolf Wanner, Streiflichter aus der Geschichte des Hotels Drei Könige, Basler Stadtbuch 1976 (Ausgabe 1977),167-176.
  • Salzturm: Guido Helmig, Christoph Ph. Matt, Inventar der Basler Stadtbefestigungen - Planvorlage und Katalog. 2. Die rheinseitige Grossbasler Stadtbefestigung. Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung 1990, 153-222 (Salzturm: S. 195-198).