Keltischer Opferfund mit Kran geborgen

Bei archäologischen Ausgrabungen in der keltischen Siedlung «Basel-Gasfabrik» kamen in einer Grube wertvollste Funde zum Vorschein: Bronzebecken, bemalte Keramikgefässe, Waffen, Pferdezaumzeug und viele andere Objekte. Die Gegenstände sind auf engstem Raum übereinander gestapelt. Sie wurden vermutlich in einem voluminösen zylindrischen Behälter aus organischem Material von 1 m Durchmesser deponiert, und wir kennen erst einen Bruchteil des Inhalts, weil bisher nur die obersten Schichten untersucht wurden. Der sensationelle Fund ist in der fast hundertjährigen Forschungsgeschichte von «Basel-Gasfabrik» ohne Vergleich. Die 150’000 m2 grosse keltische Siedlung erstreckte sich von 150 bis 80 vor Christus über das Areal des ehemaligen Rheinhafens St. Johann und über weite Teile des Campus der Novartis. Wegen des Rückbaus des Rheinhafens führt die Archäologische Bodenforschung nun auf ca. 14’000 m2 Ausgrabungen durch.

Als man auf das einzigartige Fund-Ensemble stiess, wurde bald klar, dass man es aus Termin- und Sicherheitsgründen nicht vor Ort würde ausgraben können. Zusammen mit einem Team von Restauratoren, der Bauleitung und dem ausführenden Unternehmen wurde die Bergung der Objekte en bloc mit dem umgebenden Erdmaterial geplant. Dazu wurde der die Funde enthaltende Erdblock auf allen vier Seiten abgegraben und mit einem Stahlrahmen und Holzdielen gesichert. Wegen des Untergrundes aus lockerem Rheinschotter musste der Boden mittels hydraulischer Bohrungen gelöst und anschliessend mit Epoxidharz verfestigt werden. Ein Pneukran hob den ca. 9 t schweren Kubus aus der Baugrube und ein Schwerlaststapler transportierte ihn in das Gebäude, wo er weiter untersucht wird.

Der Zweck der Niederlegung dieser Objekte ist noch nicht klar. Wir wissen nicht, ob es sich um vergrabene Wertgegenstände, um ein Opfer an die Götter oder um Beigaben einer Bestattung handelt. Vergleichbares aus derselben Zeitepoche gibt es in dieser Reichhaltigkeit in Mitteleuropa kaum. Die wissenschaftliche Auswertung wird ganz neue Einblicke in die Lebenswelt vor über 2100 Jahren bieten.

Details

  • Objekt: Opferfund
  • Datierung: 150–80 v. Chr.
  • Fundort: Rheinhafen St. Johann
Rheinhafen St. Johann: Im Schatten des hohen, mittlerweile abgebrochenen Silos steht das kleine weisse Zelt über dem Fundensemble. Zoom

Rheinhafen St. Johann: Im Schatten des hohen, mittlerweile abgebrochenen Silos steht das kleine weisse Zelt über dem Fundensemble.

Der aus der Baugrube gehobene, 9 t schwere Block wird zur weiteren Untersuchung in ein Gebäude geschoben. Zoom

Der aus der Baugrube gehobene, 9 t schwere Block wird zur weiteren Untersuchung in ein Gebäude geschoben.

Das Fund-Ensemble vor der Bergung: viele Gefässe liegen mit der Öffnung nach unten und dicht beieinander. Zoom

Das Fund-Ensemble vor der Bergung: viele Gefässe liegen mit der Öffnung nach unten und dicht beieinander.

nach oben